Das Leben hier draußen ist rau. Glücksritter von überall versuchen ihren Teil vom Kuchen abzubekommen. Die Nachricht über einen neuen Rush machte in den verarmten Kolonien und auf den runtergewirtschafteten Planeten schnell die Runde. Alle verkauften all ihre letzten Güter, nur um ein Teil von etwas Großem zu werden. Dabei hieß es schnell sein, denn die großen Konzerne hatten natürlich auch davon gehört. Wenn dies erst einmal die Vorbereitungen abgeschlossen haben und sich auch auf den Weg machen, bleibt für die einfachen Schürfer nicht viel übrig. Einen Pulsar sein Eigen nennen und mit dem Abbau seiner Energie den großen Reibach machen, das ist es was zählt in Pulsar 2849.
Goldrush 2.0 ist gleich Pulsar 2849
Der Titel von Pulsar 2849 ist nicht einfach so gewählt worden. Denn schraubt ihr die Zeit um 1000 Jahre zurück, ist es genau die Zeit, zu der in Kalifornien der großen Gold-Rush stattfand. Da wahrscheinlich aber Gold vom Thema nicht so sehr zieht wie Sci-Fi, entschied sich CGE wohl genau für dieses Thema. In Pulsar 2849 geht es darum, dass die Menschheit es schafft, die Pulsare im All zu bändigen und ihre Energie abzuzweigen, um diese dann im ganzen All zu verteilen.
Dabei agiert ihr als Konzern. Ihr versucht so viele Punkte wie möglich zu ergattern. Sobald ihr dran seid, setzt ihr eure beiden Würfel ein, um die für euch wichtigen Aktionen durchzuführen. Klingt also erst einmal wie ein klassisches Dice-Placement-Spiel. Und das ist Pulsar 2849 auch erst einmal, nicht mehr und nicht weniger.
Der besondere Kniff liegt hier in dem Mechanismus, mit dem ihr die Würfel bekommt. Am Anfang einer Runde (das Spiel wird übrigens über acht Runden gespielt) werden die Würfel geworfen. Nun werden diese Würfel auf die ihnen zugewiesenen Plätze auf dem Würfeltableau gelegt. Danach wird der Median gesetzt, also der Mittelwert über alle geworfenen Würfel. Sobald dies geschehen ist, geht es reihum und die Spieler suchen sich einen Würfel nach dem Anderen aus. Der Kniff liegt nun in dem Median. Würfel die besonders nah am Median liegen, sind relativ günstig und Würfel die dementsprechend weiter weg liegen sind teurer. Bezahlen tut ihr dies mit eurer Initiative- oder eurem Technik-Level. Dadurch dass der Median jede Runde neu bestimmt wird, müsst ihr euch auch jede Runde eben neu auf die Würfel einlassen und auch schauen was, ihr euch leisten könnt und wollt oder eben nicht.
Würfelschacherei
Nehmen wir mal an, als Beispiel liegt der Median bei den Würfeln mit der Augenzahl drei und ihr wollt euch einen Würfel mit der Augenzahl vier sichern. Der Würfel liegt rechts vom Median und somit müsst ihr auch auf dem Initiative- oder Technik-Level nach rechts wandern und zwar genau, um die Anzahl an Punkten die es euch vom Median aus gesehen kostet. In diesem Beispiel wären dies zwei Punkte. Zieht ihr diese von dem Initiative-Level ab, kann es euch passieren, dass ihr in der nächsten Runde vielleicht auch später als eure Mitspieler starten werdet, denn diese könnten sich ja für Würfel links vom Median entscheiden und euch somit auf der Initiative überholen.
Ihr könnt euch aber auch entscheiden, auf der Technik-Leiste die Kosten zu bezahlen. Der Effekt ist hier nicht gleich sichtbar, aber nicht zu unterschätzen. Am Ende einer Runde bekommt ihr je nach Position auf der Technik-Leiste und relativ zu der Position der anderen Mitspieler Technik-Cubes. Diese stellen ein universelles Zahlungsmittel dar. Ihr könnt sie während eures Zuges nutzen, um Bonusaktionen durchzuführen oder ihr wandelt sie schlicht und einfach in Siegpunkte um. Tendentiell möchtet ihr auf beiden Leisten allerdings möglichst weit links platziert sein. Würfel mit niedrigen Augenzahlen, die links vom Median liegen, lassen eure Marker dann auch nach links rücken. So gesehen bekommt ihr für diese Würfel dann Positionen hinzu.
Für das Bezahlen der Kosten habt ihr nicht unendlich Spielraum, denn das rechte Ende der Leisten ist begrenzt. Ihr könnt niemals über diese Grenze hinaus Kosten bezahlen. Zusätzlich bekommt ihr noch Siegpunkte abgezogen, wenn ihr euch auf den beiden unteren Feldern der Leiste befindet. Würfel mit hohen Augenzahlen könnt ihr durch diese Beschränkung nicht beliebig oft wählen. Gerade die höheren Augenzahlen auf den Würfeln bieten euch unterm Strich aber die wertvolleren Aktionen und somit auch mehr Siegpunkte. Für das linke Ende gilt dieses Beschränkung nicht, überzählige Schritte auf der Leiste würden in diesem Fall einfach verfallen.
Was mir an diesem Mechanismus gefällt, ist die Dynamik. Ich muss mit meinen Ressourcen haushalten und das obwohl meine Ressourcen rein virtueller Natur sind. Dieses Poker-Element hebt Pulsar 2849 von der Masse an Dice-Placement-Spielen ab. Wenn ich dran bin, muss ich ständig abwägen. Welchen Würfel nehme ich, kann ich mir diesen überhaupt leisten? Nehme ich vielleicht einen anderen Würfel, der mir nicht ganz so viel hilft, meinem Gegner aber dazu zwingt einen anderen Würfel zu nehmen, womit sich seine Position auf den Leisten zu meinen Gunsten ändert? Oder wenn in einer Runde der Median so hoch liegt, dass die Fünfen und Sechsen recht günstig sind, sollte ich vielleicht dann lieber schnell zu schlagen, um eine höherwertige Aktion ausführen zu können?
Für ein Eurogame ist das in meinen Augen ein ungewohnt hohe Spieler-Interaktion und weil ja in jeder Runde die Würfel neu fallen, muss ich mich auch jedes Mal neu darauf einstellen. Einziger Wermutstropfen ist hierbei die etwas längere Downtime, wenn ihr Startspieler seid. Ihr habt zwar das Recht euch den ersten Würfel aussuchen, allerdings könnt ihr euren letzten Würfel auch erst dann auswählen, wenn alle anderen Spieler ihre Würfel gewählt haben. Aber auch hier überzeugt Pulsar 2849, denn wenn ihr der Letzte seid, der seinen Würfel aufnimmt, könnt ihr natürlich auch den Würfel wieder so wählen, dass ihr euch auf einer der beiden Leisten in eine strategisch bessere Situation manövriert, die euch für die nächste Runde wieder einen Vorteil bringt. Ich sage es gerne noch einmal, dieses Pokerelement hat mich wirklich begeistert!
Jetzt hab ich Würfel und nun?
Würfel sind da, um eingesetzt zu werden. Genau das macht ihr dann auch, sobald die Würfelphase vorbei ist. Reihum setzt jeder Spieler all seine erworbenen Würfel ein und führt so seine Aktionen aus. Dabei steht euch pro Würfel eine Aktion zu. Bei einigen Aktionen bekommt ihr auch noch einen roten Bonuswürfel dazu, diesen dürft ihr aber nur einmal in eurem Zug einsetzen. Bekommt ihr also in einer Runde zwei rote Würfel, verfällt schlicht und einfach einer der beiden Würfel.
Die Aktionen sind dabei recht überschaubar. Ihr fliegt entweder mit eurem Raumschiff durchs All und entdeckt Planten oder nehmt Pulsare in Besitz. Oder ihr erforscht eine Technologie. Oder aber ihr schaltet einen Pulsar scharf, damit dieser ab sofort Punkte für euch generiert. Alternativ baut ihr an großen Transmittern, die euch eine einmalige Belohnung geben, bzw. euch jede Runde einen fortwährend Bonus am Ende der Runde gewähren. Dazu kommen noch kleinere Aktionen, die auf der beiliegenden Spielerhilfe noch einmal aufgeführt sind.
Positiv an den Aktionen ist die Tatsache, dass ihr mit euren Würfeln immer was machen könnt. Vielleicht sind es nicht immer die optimalsten Würfel, die ihr zur Verfügung habt, aber kein Würfel geht verloren und wenn er euch nicht in der Runde sofort hilft, so bringt es euch meistens einen Vorsprung für die nächste Runde.
So geht das Einsetzen der Würfel auch recht flott von der Hand. Die große Bedenkzeit, habt ihr ja eigentlich schon gehabt, als ihr euch die Würfel ausgesucht habt. Klar wird es zum Ende des Spieles immer länger, da ihr ja, in klassischer Eurogame-Manier, noch die letzten Siegpunkte aus den Pulsaren herauskitzeln wollt. Aber ich hatte niemals ein wirkliches Downtime-Tief. Ganz im Gegenteil, eine Runde war meist schneller vorbei als gedacht.
Möglichkeiten ohne Ende
Das Universum ist groß und die Möglichkeiten die es bietet scheinen unendlich. Dieses Gefühl hatte ich auch das erste Mal, als ich die schiere Masse an Kombinationen gesehen habe, die Pulsar 2849 von Anfang mitbringt. Der Tod eines jeden Eurogames für mich ist es, wenn ich in bestimmte Muster verfalle, weil das Spiel berechenbar ist und ich nur die kleinen Abweichungen berücksichtigen muss, um zu gewinnen, bzw. versuche nicht Letzter zu werden. Das hab ich bei Pulsar 2849 überhaupt nicht.
Wenn euch nach einigen Runden das Spiel zu leicht wird, dann dreht einfach den Spielplan um, eine schwerere Galaxis wartet darauf, gebändigt zu werden. Die Positionen der einzelnen Systeme ist in jedem Spiel immer gleich, aber welcher Planet mit welchem Entdeckungsbonus wo liegt, ist zufällig. In jeder Partie könnt ihr einen anderen Technologie-Baum auslegen. Ihr spielt mit oder ohne die Konzern-Tableaus. Welcher Transmitter wann erscheint ist zufällig usw. Ihr seht wohin die Reise geht.
Keine Partie gleicht der Anderen!
Jede Partie bedeutet für euch, die Strategien neu zu bewerten. Etwas, das beim letzten Mal noch dicke Punkte gegeben hat, kann diesmal ein Rohrkrepierer sein.
Das macht mir einfach Spaß.
Und wenn der Sieger erst am Ende feststeht, bedeutet das auch, dass ihr nicht während des Spieles die Flinte ins Korn werft. Zwar seht ihr während der Runde wer führt. Abgerechnet wird aber am Schluss. So kann aus einem riesigen Abstand zum Führenden schnell ein Kopf an Kopf Rennen werden.
Pulsar 2849 – außen pfui, innen hui
Das Spiel hatte meine Aufmerksamkeit schon zur SPIEL 17. Und es war für mich auch klar, dass mit Pulsar 2849 ein weiterer Vertreter aus dem Sci-Fi Lager einem gewissen Trend folgte. Aber leider schaffte es Pulsar 2849 auch, mich im Ersteindruck zu enttäuschen. Dabei ist Ersteindruck während der SPIEL natürlich immer so eine Sache. Bei so vielen Spielen, wie es sie auf der SPIEL gibt, muss ein Spiel erst einmal grafisch überzeugen und das schaffte es damals nicht. Und wie ich bei meinem Artikel über die Nichtkäufe schon fast prophezeite, hab ich mich auch bei Pulsar komplett verschätzt. Das liegt in meinen Augen aber auch in der grafischen Aufmachung.
Schaut ihr euch die Illustrationen im Regelwerk an, sind diese wirklich gut gelungen. Leider schafft es CGE nicht, diese Qualität auf das Spielbrett zu bringen. So gesehen, ist das Spielbrett nur rund mit ein bisschen bunt im schwarz des Universums. Es ist für meinen Geschmack nicht wirklich gut. Es wirkt trist und langweilig. Klar, das Universum ist jetzt in seiner Gesamtheit nicht so bunt. Aber zumindest bei den Tableaus, die ihr an das Spielbrett andockt, hätte die Illustration besser sein können. Auch die grauen Holzwürfel heben die Grafik nicht unbedingt. Hier seien einfach mal die transparenten Würfel aus First Martian erwähnt oder Rajas of the Ganges. Und wenn ich dann noch an das wunderbare Alchemisten von CGE denke, bleibt Pulsar 2849 für mich in grafischer Hinsicht eine Enttäuschung.
Aber wie es der Zufall so will, schaffte es eine Kopie des Spieles in unsere lokale Spieleausleihe und ich gab dem Pulsar 2849 eine Chance. Ich ließ mich nicht von seiner Aufmachung blenden und was sich im Inneren befand, hat mich mal wieder eines Besseren belehrt.
Kein kleines Universum
Klar, über Geschmack und Kunst kann man sich streiten. Allerdings ist es nichts Subjektives, dass Pulsar 2849 einfach unheimlich viel Platz auf dem Spieltisch braucht. Denn neben dem Spielplan kommen noch die ganzen Aktionstableaus und Nachziehplättchen mit auf den Tisch. So sprengt das Spiel schon einmal die Grenzen des üblichen deutschen Esstisches. – Ja das Universum ist groß, aber muss es so groß sein? – Hier hätte der Verlag vielleicht noch einmal ein bisschen was verkleinern können. Denn die gute Lesbarkeit auf dem Zubehör ist eben nur dann gegeben, wenn es NICHT am Ende des Tisches liegt.
Selbst ein Gaia Project nahm nicht soviel Platz ein.
Dann ist da noch die Sache mit der Punkteleiste. Anscheinend kam irgendwann jemand auf die Idee, dass das Design der Punkteleiste klar und ohne unnötigen Ballast daherkommen soll. So befinden sich auf der Punkteleiste nur Zahlen in Fünfer-Schritten. Was am Anfang nicht schlimm ist, denn da bekommt ihr hier mal einen Punkt oder dort. Das lässt sich alles noch mit Abzählen der einzelnen Felder ohne Probleme hinbekommen. Allerdings werden zum Ende des Spieles die Punktezahlen immer größer. So ist es nichts Ungewöhnliches, dass ihr auf einmal Punkte im zweistelligen Bereich bekommt. Einfach mal schnell 24 Punkte auf der Leiste abzutragen, ist dann nicht mehr so einfach. Weil ihr eben nicht auf einen Blick seht, ob euer Spielstein nun bei 42 oder 43 steht. Und das gleiche Spiel habt ihr auch wieder, wenn ihr den Spielstein wieder auf das Zielfeld legt. Das hätte man bei CGE wirklich besser lösen können.
Meine Kritikpunkte beziehen sich aber alle nur auf die grafische Umsetzung, nicht aber auf das Spiel an sich. Selbst das Thema mit dem Energierush im Universum finde ich klasse. Dazu skaliert das Spiel auch noch recht gut, was die Spieleranzahl angeht. Beim Zwei Spieler Modus behilft man sich zwar wieder mit einem kleinen Kunstgriff, was die Technik- und Initiativeleiste angeht. Aber dies wirkt nicht so aufgesetzt wie bei anderen Spielen, wo der Zwei Spieler Modus nur dazu dient, um es eben auch an diese Zielgruppe zu verkaufen.
Uns fehlt etwas
Wenn unser Blog einen Award oder Preis vergeben würde, hätte ich mich dafür stark gemacht, dass Pulsar 2849 diesen auch bekommt. Denn ich habe das Gefühl, dass das Spiel nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die ihm zusteht. Und so habe ich mich auch mit einer Träne in den Augenwinkeln aus dem Universum verabschiedet, als ich es wieder zur Ausleihe zurückbringen musste. Und ich ärgere mich, dass ich damals in Essen nicht zugeschlagen habe. Aber irgendwann wird es wieder einen Ausflug in die das Jahr 2849 geben und ich werde mit an Bord sein.
Euer Rating zu Pulsar 2849
Pulsar 2849 von Czech Games Edition ist auf deutsch bei Asmodee erschienen.
Vielleicht ist ja das Brettspiel Underwater Cities auch etwas für euch? Es ist auch vom gleichen Autor wie Pulsar 2849.
Ja… pulsar…
Kommt nicht so oft auf den Tisch, hat aber nie enttäuscht und dann auch das ein oder andere mal eine zweite Partie getriggert.
Graphisch ist es keine Augenweide, aber es funktioniert super und ist abwechslungsreich. Allerdings klappt das Gewinnen schlecht ohne die Entwicklung der Pulsare – da hätte man drauf kommen können bei dem Namen. Aber die Möglichkeiten punkte zu generieren waren bei einigen Partien doch verlockend haben sich aber nicht ausgezahlt.
Spiel ich immer wieder gern und müsste ich öfter mal zocken.