Es kann nur eine Lösung geben und das ist natürlich meine. Auch wenn die dumme App diese nicht akzeptiert und uns ständig ne Minute abzieht. Das muss eindeutig ein Fehler in der App sein, denn ich verrechne mich ja nie! Okay mal sehen was die App denkt, wie wir das lösen sollen? Also nehm ich schnell einen Hinweis. Und… Moment mal, warum soll ich den alten Korkenzieher mit der Flasche benutzen? Nanu, da kommt ja eine Botschaft zum Vorschein. Und wenn ich den verwende, dann sieht das ja ganz anders aus. Dadurch verändert sich ja der Code! Und zack auf einmal ist der nächste Raum entsperrt. Also da hätte man ja ohne Hinweis niemals drauf kommen können, wer benutzt in der heutigen Zeit noch Korkenzieher? Korkenzieher braucht ihr nicht in Unlock! Mystery Adventures aber ne Menge Gehirnschmalz schon.
Unlock! Mystery Adventures unlockt endlich die App!
In meinem Artikel über Escapespiele, war natürlich auch Unlock! von Asmodee ein Thema. Damals bemängelte ich den fehlenden Mut, die App mehr ins Spiel zu integrieren. Nur bei einem Abenteuer konnte ich das Potential sehen, welches durch die App zur Verfügung gestellt wurde.
Auch bei Unlock! Mystery Adventures kommt ihr nicht ohne App aus! Aber diesmal ist sie einfach besser angebunden. Neue Möglichkeiten werden euch geboten. Seien es Maschinen, die nach einem bestimmten Muster aktiviert werden müssen oder die akkustische Interaktion mit eurer Umgebung oder auch der bedrückende Countdown den ihr im zweiten Abenteuer findet. Durch diese Ansätze kommt die App aus ihrem Schattendasein als Code-Überprüfer und Hinweis-Geber heraus. Endlich hat sie einen wirklichen interaktiven Sinn.
Klar liegt dadurch immer noch ein Handy auf dem Spieltisch, welches nicht nur über volle Akkus verfügen sollte, sondern sich auch noch am Besten im Flugzeugmodus befindet. Sonst ist die Ablenkung durch eingehende Benachrichtigungen zu groß. Aufs Handy/ Tablet komplett verzichten könnt ihr durch das Design des Spieles allerdings nicht.
Die App ist gut, keine Frage. Aber wünschen kann ich mir ja immer noch etwas. So vermisse ich einfach eine Übersicht über die Spiele die ich schon gespielt habe. Wenn ich nicht zu anderen Speichermedien greife oder einen Screenshoot mache, weiß ich nach drei Monaten nicht mehr, wie viel Zeit ich eigentlich gebraucht habe und wie meine Leistung bewertet wurde. Die Information ist ja zumindest am Ende des Abenteuers verfügbar. Immerhin wird sie mir ja dort angezeigt.
Drei Escape Räumen müsst ihr entkommen, oder?
Womit ich mich jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen, am schwersten tue, ist die Einordnung von Unlock! Mystery Adventures. Immerhin ist der Grundtenor, dass sich alle drei Abenteuer eher um das Mysteriöse drehen sollen. Und in der Tat, das klassische Schema „eingesperrt in einen Raum“ findet eigentlich nur im ersten Abenteuer Anwendung und selbst da ist es schon ein Hybrid, denn eine ganze Villa ist euer Abenteuerspielplatz. Aber dennoch merkt ihr hier schon die Richtung in die euch die Space Cowboys drängen wollen. Die Rätsel sind Mittel zum Zweck und dienen nur noch dazu, um eine Geschichte zu erzählen. Und so wie die Abenteuer in ihrem Schwierigkeitsgrad steigen, gewinnt die Geschichte immer mehr an Bedeutung.
Natürlich könnt ihr hier auch nicht alle Freiheiten genießen. Die Villa zum Beispiel ist zwar groß, aber es stehen euch nur die Räume zur Verfügung, die noch offene Rätsel oder Hinweise enthalten. Und natürlich ist auch der Ablauf der Geschichte sehr linear gehalten und ihr müsst die Rätsel in der richtigen Reihenfolge lösen. So erinnert das Spiel mit seinen Mystery Abenteuern an vielen Stellen eher an ein klassisches Point And Click Adventure.
In einem Abenteuer sollt ihr einer Gruppe helfen. Die Informationen, die ihr aber braucht, um ihnen zu helfen, findet ihr allerdings an verschiedenen Orten. Die müsst ihr erst einmal besuchen und ausfindig machen. Hier entfernt sich Unlock! Mystery Adventures sehr stark von seinem Vorgänger. Ihr bewegt euch von Ort zu Ort, löst das Rätsel des Ortes und nehmt Gegenstände mit zum nächsten Ort, wo der Ablauf wieder von vorne beginnt.
Durch diesen Bruch des klassischen Escape-Raum Stils, fällt es mir schwer, die drei Abenteuer eben als Escape Spiele zu betrachten. Analoge Point And Click Adventure würde es eher treffen.
Die Schwierigkeit mit dem Schwierigkeitslevel
Alle Verlage von Escapespielen haben schnell gemerkt: Sie müssen den Leuten eine Skala an die Hand geben, mit derer sie den Spielern einen groben Überblick darüber geben können, wie schwer ein Abenteuer ist. Die Bewertung ist dabei nicht immer einfach. Gerade wenn es eine Serie wie die EXIT Spiele ist, wo jedes einzelne Spiel in Relation zu schon vorhanden oder künftigen Spielen steht.
Unlock! Mystery Adventures geht es einen Tick cleverer an. Hier packen die Space Cowboys einfach drei Abenteuer thematisch in ein Bundle und müssen nur noch jedes Spiel in diesem Kontext bewerten. Aber auch diese recht simple Methode scheitert an einem wichtigen Punkt: Nämlich der Einschätzung wie schwer denn nun ein Abenteuer für mich als Spieler ist. Kann ich ein einfaches Abenteuer noch mit meiner 11-jährigen Tochter spielen oder ist das schon zu schwer? Oder ist schwer wirklich schwer? Oder fühle ich mich unterfordert? Deswegen solltet ihr zwingend mit dem einfachsten Abenteuer anfangen. Bringt euch das schon an eure Grenzen, werden euch die restlichen Abenteuer auch nicht unbedingt leichter fallen. Das geht dann natürlich auf Kosten des Spielspaßes.
Unterwasser-Villa neben einer Pirateninsel
Wie schon bei Unlock! Escape Adventures sind in Unlock! Mystery Adventures drei Abenteuer enthalten.
Das einfachste Abenteuer ist Das Haus auf dem Hügel. In einer kleinen Gemeinde hat sich ein Haus zum Treffpunkt paranormaler Erscheinungen gemausert. Selbstverständlich geht ihr in dieses Haus, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Der Fokus liegt hier Spiel sehr stark auf den Rätseln und bringt auch keine großen Überraschungen mit sich. Die Story bzw. das Thema plätschert neben bei mit und treibt euch ständig dem Ziel entgegen. Auch wenn das erste Abenteuer am einfachsten ist, werdet ihr wahrscheinlich nicht daran vorbeikommen, einen oder zwei Hinweise zu nehmen. Dafür können ältere Kinder hier auch schon mitspielen und sich an den Rätseln beteiligen.
Das mittlere Abenteuer ist Das Wrack der Nautilus. Da das U-Boot nun einmal unter Wasser ist, ist auch schon klar wo sich dieses Abenteuer abspielt. Dass ein Krake seine Finger bzw. seine Tentakel irgendwie im Spiel hat, zeigt uns ja schon die Schachtel. Dass das Spiel aber einen besonderen Kniff in der Spielmechanik hat, wird uns nicht gezeigt. Dieser Kniff macht das Abenteuer eben auch so nervenaufreibend. Insgesamt gesehen ist Das Wrack der Nautilus schon herausfordernd ohne unfair zu wirken. Klar braucht ihr hier vielleicht ein paar mehr Hinweise, als dies noch bei Das Haus auf dem Hügel der Fall war, Frustration kommt dadurch aber nicht wirklich auf.
Mit Der Schatz auf Tonipal Island begeben wir uns auf eine tropische Insel. Hier suchen wir – wer hätte das gedacht? – einen Schatz. Die Insel hat alles, was ein richtiges Piratenabenteuer braucht: Rum, Schiffe, Papageien und natürlich den Schatz. Dass der Papagei nicht so gefährlich ist, wie der Krake aus dem zweiten Abenteuer, ist auch nicht von der Hand zu weisen, oder? Hier steigt der Schwierigkeitsgrad noch einmal spürbar an. Oft genug wird das eigentliche Rätsel zwar schnell gelöst, aber die Maschinen die ihr dann mit den richtigen Parametern bedienen sollt, lassen den Kopf schon das ein oder andere mal heftig schmerzen. Kommt ihr nicht weiter bringt euch ein Hinweis aber schnell auf die richtige Spur.
Unlock! Mystery Adventures weiter so
Tja, so kann sich die Meinung ändern. Hatte ich damals in der ersten Welle der Escape Spiele Escape Room: The Game meine klare Empfehlung gegeben, weil mich die Story mehr fesselte, als dies bei Unlock! Escape Adventures der Fall war. Dreht sich dies in der zweiten Welle komplett um. Endlich kann Unlock! seine Stärke ausspielen: Die Integration mit der App hebt das Spiel deutlich von seinen Mitbewerbern ab. Die Frage, die sich hier nun stellt, ist natürlich: Kann dies noch im nächsten Unlock! Spiel gesteigert werden?
Auch der stärkere Fokus auf die Story tut Unlock! Mystery Adventures gut und sorgt dafür, dass ihr euch mehr mit der Spielwelt identifizieren könnt. Gerade das Nautilus Abenteuer ist hierbei sehr erfolgreich.
Natürlich habt ihr immer noch das Problem, dass ihr das Spiel nur einmal spielen könnt. Habt ihr das Spiel dann allerdings gespielt, könnt ihr es ohne Probleme verleihen oder weiterverkaufen, da hier keine Komponenten zerstört werden. Das limitiert natürlich die Rätsel und beschränkt sie auf die App oder vielleicht noch Notizen, die ihr euch macht. Rätsel, die ihr nach bestimmten Regeln falten müsst oder Markierungen die ihr ausmalt, um vielleicht einen Code entziffern zu können, entfallen. Hier sind natürlich die persönlichen Geschmäcker verschieden und während für den Einen das Zerstören von Spielmaterial ein No-Go ist, ist es für andere das Non-Plus Ultra beim Rätsel lösen.
Der Kampf gegen Time Waster
Was mir an Unlock! Mystery Adventures richtig gefällt, ist genau dieses verzichten auf das Zerstören von Komponenten. Denn so umgeht Unlock! eine Rätselsorte, die in meinen Augen mittlerweile nichts mehr in dieser Art von Spielen zu suchen hat. Es sind Rätsel, die nur dazu dienen, Zeit zu verbrauchen. Das Ausmalen von Feldern oder Decodieren von Textpassagen sind klassische Kandidaten hierfür. Desweiteren wird dadurch die Gruppe aufgespaltet. Ihr denkt nicht mehr gemeinsam über ein Rätsel nach, sondern einer malt, faltet oder sucht und die anderen Mitspieler sind dazu verdammt, auf ihn zu warten.
Durch den Fokus auf das Miteinander können auch jüngere Mitspieler an den Tisch gebracht werden. Das erste Abenteuer war für unsere 11-jährige Tochter kein Problem, beim zweiten hätte sie meines Erachtens auch noch mitmachen können. Aber das unheimliche Setting aus Krake und Unterwasser hat sie dann doch eher abgeschreckt, obwohl auch das erste Setting doch eher düster daher kommt. Ganz klar war das Letzte natürlich absolut nichts für sie. Das lag aber nicht am Thema, sondern einfach am Schwierigkeitsgrad.
Fazit zu Unlock! Mystery Adventures
Unlock! Mystery Adventures ist eine gelungene Evolution der Reihe. Endlich wird die App richtig in das Spiel integriert und der Fokus liegt mehr auf dem Erleben der Geschichte, als auf dem Lösen der Rätsel. Natürlich ist nicht unbedingt jedes Abenteuer gleich gut. Aber Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Mein persönlicher Favorit ist das Nautilus Abenteuer. Gleich gefolgt von der Schatzsuche, damit bleibt als Schlußlicht das Haus. Hier waren mir das Erleben der Geschichte nicht so intensiv gelöst. Auch das Fehlen neuer Mechaniken oder Wendungen sorgte vielleicht dafür, dass das erste Abenteuer mich nicht glänzlich überzeugen konnte. Allerdings gilt dies nur im Kontext der Mystery Reihe. Im Vergleich zur ursprünglichen Unlock ist selbst das erste Abenteuer eines der besseren Abenteuer.
Euer Rating zu Unlock! Mystery Adventures
Das ist nicht der einzige Artikel zu Unlock! Adventures auf unserem Blog:
- Unlock! Escape Adventures
- Unlock! Mystery Adventures
- Unlock! Secret Adventures
- Unlock! Exotic Adventures
- Unlock! Heroic Adventures
- Unlock! Timeless Adventures
- Unlock! Epic Adventures
Unlock! Mystery Adventures ist auf deutsch bei Asmodee erschienen