„Was soll es heute sein? Quietschespielzeug oder doch lieber den Stock? Na, mein kleiner pelziger Freund? Nein, heute gehen wir mal den anderen Weg durch den Park. Da hinten ist es mir zu voll. Das Leben eines Hundesitters hab ich mir auch anders vorgestellt. Nie hätte ich gedacht, dass es drauf ankommt, mit welchen Hunden ich hier durch den Dog Park gehe. Aber hey, sehen und gesehen werden.“
Es mag euch vielleicht schon aufgefallen sein, aber falls nicht, hier noch mal zur Info: Ich liebe Hunde. Tiere ganz allgemein, aber Hunde besonders. Das Motto von Dog Park – Ein Hund ist nie genug! kann ich sehr gut nachvollziehen. Die Autoren Lottie und Jack Hazel haben sich auch von ihrem Hund Rupert inspirieren lassen. Wie gut sie den Zauber der vierbeinigen Freunde eingefangen haben und auf den Brettspiel-Tisch bringen, besprechen wir in unserer Review.
Viel Spaß beim Lesen!
Dogsitter für einen Abend
Wer einen Hund hat, der hat häufig auch ein Problem. So lieb und nett die süßen Vierbeiner auch sind, sie benötigen viel Aufmerksamkeit. Nun hat so mancher Hundebesitzer mehr Geld als Zeit und da kommen Dogsitter ins Spiel. Mittlerweile ist das so ähnlich wie ein Kindergarten nur eben für die felligen Kinder. Man bringt seinen Hund morgens hin und kann ihn nach der Arbeit wieder abholen. Im Idealfall wird auch Gassi gegangen, aber es gibt mindestens eine große Wiese, auf der die Kleinen (und Großen) miteinander toben können. So eine Hundepension ist also eine feine Sache und vor allem in der Stadt eine große Erleichterung für Hundebesitzer.
In Dog Park bin ich nun stolze Besitzerin meiner eigenen Hundepension und ich will über vier Runden so viel Zuneigung meiner vierbeinigen Schützlinge verdienen wie möglich, um den Sieg davon zu tragen.
Jede Runde beginnt mit der Aufnahme neuer Hunde, indem ich auf einen der ausliegenden Hunde biete. Ja, richtig gehört, im Spiel ist ein Biet-Mechanismus enthalten. Ich stelle meine Figur dafür zu dem Hund, auf den ich biete und setzte geheim eine Anzahl an Zuneigungspunkten ein. Alle Mitspieler*innen sehen also, für welchen Hund ich mich interessiere und umgekehrt. Wer am meisten Zuneigung geboten hat, bekommt den Zuschlag, falls mehrere auf den gleichen Hund geboten haben.
Allerdings gehe ich nie leer aus, denn auch wenn ich nicht meinen anvisierten Hund in meine Pension aufnehmen kann, bekomme ich doch auf jeden Fall einen übrig gebliebenen Hund. Es ist ja auch gut so, schließlich müssen alle Hunde irgendwo gut betreut werden. Das ganze machen wir zweimal pro Runde, sodass wir mit zwei neuen Hunden in die nächste Phase starten.
Nur Rasse hat Klasse – Nicht alle Hunde sind gleich
Die Hunde im Spiel gehören alle zu unterschiedlichen Rassen. Im Prinzip ist das ein bisschen so, wie Flügelschlag für Hundeliebhaber. Die Rassen wiederum gehören zu einer von sieben Kategorien von Hunden. Da gibt es unter anderem die Hütehunde, Gesellschaftshunde oder Terrier. Warum möchte ich auf bestimmte Hunde bieten?
Zum einen gibt es die sogenannten Zuchtauszeichnungen für die Hundepension, die am Ende der Partie die meisten Hunde einer bestimmten Kategorie vorzuweisen hat. Die verschiedenen Zuchtkategorien sind dabei unterschiedlich viele Punkte wert, was natürlich zu einem Run auf bestimmte Hunde führt.
Zum anderen haben Hunde unterschiedliche Charakterzüge, die wir hier mal ganz frech als Fähigkeiten bezeichnen. Da gibt es kontaktfreudige Hunde, bei denen ich keine Zuneigung verliere, wenn ich beim Spaziergang auf ein besetztes Feld ziehe. Es gibt eifrige Hunde, für die ich eine Belohnung erhalte, wenn ich sie anleine oder auch gesellige Hunde und Rudeltiere, die mir zusätzliche Punkte für Hunde bei der Schlusswertung geben. Es ist also ganz unterschiedlich, was die felligen Freunde so können.
Können Sie Ihren Hund mal an die Leine nehmen?
Als Nächstes wollen wir alle im namensgebenden Dog Park spazieren gehen. Dazu müssen wir zunächst Hunde anleinen. Das geht aber nicht einfach so, ich brauche dafür bestimmte Ressourcen, ohne die sich die Hunde wohl kein Stück mit mir bewegen wollen. Das ist aber auf der Karte des Hundes abgebildet und kann ein Ball, Stöckchen, Spielzeug oder Leckerli sein. Oder auch zwei oder drei, in beliebiger Kombination. So kann ich bis zu drei meiner Schützlinge mit in den Park nehmen, wenn ich mir das leisten kann. Sie kommen aufs Leinen-Tableau und erhalten ein Leinen-Token, als Markierung, dass sie an einer Gassi-Runde teilgenommen haben.
Bei Gutem wie bei schlechtem Wetter – Raus in den Park
Nun geht es in den Park. Damit das nicht immer gleich ist, tritt in jeder Runde noch ein anderer Wetter-Effekt auf, der euch verschiedene Boni einbringt. Beim Spaziergang im Park kann ich mich jeweils um 1 bis 4 Schritte über den Plan bewegen.
Auf jedem Feld gibt es unterschiedliche Effekte. Ich kann Ressourcen für die nächste Gassi-Runde bekommen, einen Hund in meiner Pension mit einem auf der allgemeinen Wiese ausliegenden Hunden tauschen oder mir die obersten Karten des Hunde-Stapels ansehen und einen davon mit einem ausliegenden Hund tauschen. Das bringt noch mal mehr Varianz und Planung mit ins Spiel, da ich so auch noch später an begehrtere Hunde kommen kann, falls ich beim Bieten den Kürzeren gezogen habe (kein Witz über Hundegröße).
Das letzte Feld der Gassi-Runde bietet noch mal eine besondere Belohnung in Form von Punkten oder einem Tausch mit einem Hund von der Wiese, bei dem ich auch noch ein Leinen-Token auf den neuen Hund legen darf. Das ist nicht zu verachten, denn bei der anschließenden Phase, in der ich Zeit Daheim mit den Hunden verbringe, verliere ich Zuneigung für Hunde, die kein Leinen-Token besitzen, also nur zu Hause in meiner Hundepension rumgesessen haben. Hunde, die ich in dieser Runde Gassi geführt habe, bringen mir Zuneigungspunkte ein. Und dann ist es auch schon Zeit für die nächste Runde.
Nach der vierten Runde ist Schluss und es wird noch Zuneigung für mein persönliches Ziel sowie für die Zuchtkategorien und die Hunde mit Eigenschaften für die Schlusswertung vergeben. Wer jetzt am meisten Zuneigung auf seinem Konto hat, der gewinnt die Partie Dog Park und darf sich den Titel „Bester Hundesitter der Welt“ geben.
Wie Flügelschlag, nur anders?
Der Kobold Spieleverlag ist ja ein Verlag, der sich den Familienspielen verschrieben hat. Dementsprechend ist Dog Park kein Strategie-Kracher und hat durch die Hunde auch ein durchweg familienfreundliches Thema. Und auch der Vergleich mit Flügelschlag kommt nicht von ungefähr, denn zu jedem Hund gibt es noch nützliche Informationen zur Rasse zu lesen. Die Illustrationen sind durchweg hübsch anzusehen. Als Hundeliebhaber*in kommt man hier also voll auf seine Kosten, auch ohne ein Brettspiel-Enthusiast zu sein.
Die Ähnlichkeit mit Flügelschlag ist mit Sicherheit gewollt, aber wer eine ähnliche Komplexität erwartet, wird enttäuscht sein. Die Fähigkeiten der einzelnen Hunde sind überschaubar und wiederholen sich schnell. Auch diese Design-Entscheidung zeugt davon, dass Dog Park im Familiensegment gut aufgehoben ist. Was Vielspieler kritisieren, kommt meiner Meinung nach den interessierten Familienspielern zugute.
Dog Park spiele ich nicht der ausgeklügelten Mechanik wegen. Die einzelnen Elemente wirken hier ein wenig zusammengewürfelt. Die Biet-Phase ist kurz und wenig interessant. Kaum jemand bietet wirklich viel für einen Hund, denn im Zweifel kommt man auch mit einer Karte zu Recht, die vielleicht nicht der eigene Favorit war. In vielen Fällen nimmt man einfach, was da so kommt und Konkurrenz um Hunde ist eher die Ausnahme oder wird über wenige Punkte geregelt.
Die Gassi-Phase im Park ist ganz klar an Parks angelehnt, bleibt aber im Vergleich dazu eher eindimensional. Trotzdem ist es noch die interaktivste Phase im Spiel, da ich nicht unbedingt die Felder betreten möchte, wo schon jemand anderes steht. Ein wenig Abwechslung wird über die Entdeckungskarten reingebracht, damit die Belohnungen sich auf dem Brett etwas ändern und nicht jede Runde gleich verläuft. Das Tempo wird hier aber klar auch durch meine Mitspieler*innen bestimmt, denn wer als Letztes noch auf der Strecke ist, bekommt einen Punkt abgezogen. Noch gemütlich weiter gehen ist auch nicht drin.
Schauen wir uns die Endwertung an, so gibt es auch einiges zu kritisieren. Da ich am Ende nur insgesamt acht Hunde in meiner Pension haben kann (zwei pro Runde), ist das Gerangel um die Punkte der Zwinger-Kategorien meist sehr eng und entscheidet sich durch nur wenige Hunde.
Es ist kein Problem, einige der Kategorien mit nur einem Hund zu gewinnen. Da bei Gleichstand jeder die Punkte bekommt, ist das auch kein harter Kampf. Das ist familienfreundlich, aber auch wenig interessant. Ich bekomme meist problemlos meinen Anteil an Punkten und mit ein paar guten Hunden, habe ich in jedem Fall das Gefühl, gut dabei zu sein. Dahin gehend ist Dog Park eher ein Wohlfühl-Spiel ohne großen Frustfaktor.
Fazit
Hier kommen wir dann natürlich zum Klischee: Wer Hunde mag, wird dieses Spiel lieben. Und das ist tatsächlich so. Dog Park kann ich nicht wegen einer ausgeklügelten Mechanik empfehlen oder weil die Mechanismen so gut ineinander greifen. Ich kann es aber empfehlen, wenn ihr Hunde liebt und einfach eine gute Zeit zusammen haben wollt, ohne euch den Kopf zu sehr zu zerbrechen. An ein Flügelschlag kommt Dog Park nicht heran, will es aber auch gar nicht. Wenn ihr ein ähnliches Spiel erwartet, dann werdet ihr enttäuscht sein.
Die Illustrationen sind aber wirklich ganz toll gemacht und es gibt eine ganze Menge Hunderassen zu entdecken. Auch das Material ist schön und hochwertig, das Inlay durchdacht, sodass die Holz-Komponenten sicher verstaut werden können. Mit der klaren Runden-Struktur und den einfachen Regeln sollte niemand, der schon mal mehr als nur Mensch ärgere dich nicht oder Uno gespielt hat, großartig Probleme mit Dog Park haben.
Allerdings solltet ihr mindestens zu dritt sein. Wenn ihr zu zwei spielt, kommt nämlich noch ein Gassi-Bot dazu, der allerdings durch seine doch sehr einfache Logik weit weniger herausfordernd ist, als es echte Mitspieler*innen wären. Falls sich nicht mindestens drei Hundeenthusiasten am Tisch zusammenfinden, wäre für mich ein Spaziergang mit meinem Hund dann die bessere Alternative. Zumindest bei schönem Wetter.
Euer Rating zu Dog Park
Wird geladen ...Dog Park ist auf Deutsch beim Kobold Spieleverlag erschienen.
Für die Review stand uns ein kostenloses Exemplar zur Verfügung.
