Die Corona-Krise prägt nun schon seit Wochen unseren Alltag. Der Crowdfunding Fundus für März musste ebenfalls bereits ausfallen. Im April möchten wir euch aber nun wieder ein paar interessante Kampagnen vorstellen. Neben Spielen, die tatsächlich den Virus zum Thema machen, haben wir aber auch andere Brettspiele im Gepäck. Stöbert doch mal rein, in unseren kleinen Überblick der aktuellen Kickstarter Projekte.
Aktuell kann in der Spieleschmiede das Brettspiel Zona: Das Geheimnis von Tschernobyl, das ursprünglich von Rebel stammt, in der deutschen Ausgabe von Corax Games unterstützt werden. Ich hatte das Spiel bereits in meiner Essen-Vorschau für die SPIEL 2019 erwähnt und mir gefiel vor allem die Atmosphäre, die ein wenig an das Videospiel S.T.A.L.K.E.R erinnert. In der Sperrzone um den Reaktor von Tschernobyl versucht ihr, als erstes das Geheimnis um diesen verstrahlten Ort zu lüften. Mutierten Bären und Raum-Zeit-Anomalien machen es euch nicht gerade leicht und die Zeit tickt gegen euch. Das Brettspiel mit Miniaturen ist eine Mischung aus Talisman und Eldritch Horror, bei dem ihr mit eurem Charakter Runde für Runde ums Überleben kämpft. Das Spiel kostet 49,- EUR und soll im November 2020 ausgeliefert werden.
Die Highlights bei Kickstarter sind aktuell wohl unbestritten Frosthaven und Ankh – Gods of Egypt. Frosthaven ist der Nachfolger zu Gloomhaven von Isaac Childres, bei dem allerdings bereits klar ist, dass die deutsche Ausgabe bei Feuerland Spiele erscheinen wird. Ankh – Gods of Egypt ist der dritte Teil der Brettspiel-Reihe von Eric M. Lang zu der auch Blood Rage und Rising Sun gehören. Über beide Spiele haben wir allerdings bereits ausführlich in unseren Kickstarter Previews berichtet. Im Crowdfunding Fundus möchten wir euch daher vier andere Brettspiele auf der Crowdfunding Plattform vorstellen:
The Defence of Procyon III
Dávid Turczi, der Autor von The Defence of Procyon III, ist bekannt für seine stark verzahnten Euro-Games. Im aktuellen Kickstarter streiten zwei Fraktionen um die Kontrolle eines Artefakts, das unter der Kolonie Procyon III gefunden wurde. Das hoch asymmetrische Brettspiel wird mit jeweils 2 Spielern pro Team gegeneinander gespielt. Auf der einen Seite stehen die Menschen, die sowohl über eine Flotte im All, als auch über Bodentruppen verfügen. Ein Spieler befehligt dabei die Bodentruppen und der andere Spieler die Raumschiffe. Auf der anderen Seite steht die Alien-Rasse der Aethyn, die ebenfalls Interesse an dem Artefakt haben und deren Raum- und Bodenstreitkräfte ebenfalls von zwei Spielern kontrolliert werden. Die unterschiedliche Kontrolle über Boden und Flotten Einheiten gab es auch schon in der 4 Spieler Variante von Star Wars Rebellion.
Der Raumkampf wird dabei auf Raum-Feldern ausgetragen, auf dem Boden werden die Bewegungen und Kämpfe auf einer Karte mit einem Point-to-Point Netzwerk ausgetragen, das man vor allem aus War Games kennt. Aber Turczi ist natürlich kein klassischer War Game Autor und hat jede Menge Euro-Mechaniken in seinem Spiel verbaut. So hat jeder der vier Spieler komplett andere Mechaniken, mit denen er die Partie bestreitet. Die Expedition sind Bodentruppen der Menschen. Sie müssen die Kolonie verteidigen und Wissenschaftler evakuieren. Ihre Hauptmechaniken sind Deck Zerstörung und die Verteilung von Aktionspunkten. Gegen sie kämpfen die Principal, die mit ihrer Alien-Königin das Artefakt erreichen wollen und dafür die Verteidigung der menschlichen Helden durchbrechen müssen. Ihre Hauptmechaniken sind Ressourcen Sammeln, Bag Building und Multi-Use Cards. Beim Raumkampf trifft die Armada der Menschen auf den Meld der Aliens. Die meisten Punkte für die Seite der Menschen gibt es durch die Zerstörung des Alien-Mutterschiffs oder eben anderer Alien-Raumschiffe. Aber auch das Ausfliegen evakuierter Wissenschaftler gibt Siegpunkte. Die Hauptmechaniken der Armada sind Aktions Programmierung, die Abschwächung von Glücksfaktoren und Ressourcen Management. Die Meld hält mit Würfelpool Management, Kartenauswahl und der Zusammenbau der eigenen Handkarten dagegen und möchte natürlich ebenfalls das Flaggschiff der Menschen zerstören. Aber auch das Artefakt selbst ist ein lohnendes Ziel und dann gibt es da noch eine Raffinerie auf dem Mond, das sie für Siegpunkte zerstören können.
Natürlich ist ein Spiel, das zwingend vier Spieler benötigt sehr eng gedacht. Daher könnt ihr The Defence of Procyon III natürlich in anderen Spielmodi auch eins gegen eins oder sogar kooperativ auf Seite der Menschen gegen die KI-gesteuerten Aliens spielen. Man muss jedoch bedenken, dass das Erlernen der Regeln des „normalen“ Spiels mit vier Personen ein heftiges Unterfangen ist, da sich die einzelnen Parteien schon sehr unterschiedlich spielen und alle eigene Spielregeln haben. Damit man den Überblick behält und gut zusammen oder eben gegeneinander spielen kann, sollte man aber auch alle anderen Parteien verstanden haben. Das alles gipfelt in einem sehr komplexen Spiel.
Neben der verwirrenden Fülle am Mechaniken ist es jedoch erfrischend, dass es in der Kampagne tatsächlich nur einen Pledge-Level gibt. Für umgerechnet 92,- EUR plus ca. 14,- EUR Versandkosten bekommt ihr das Grundspiel mit einer kostenlosen Miniatur des Alien-Mutterschiffs. Das Brettspiel soll voraussichtlich im Mai 2021 ausgeliefert werden.
The Defence of Procyon III bei Kickstarter – Die Kampagne läuft noch bis zum 11. Mai 2020
Final Girl
Wer bei den Autoren Evan Derrick und A. J. Porfirio sowie dem Verlag Van Ryder Games an das Solo-Spiel Der Unterhändler denkt, liegt alles andere als falsch. Final Girl schlägt in genau die gleiche Kerbe, wechselt aber das Setting ins Horror-Film Genre. Im Videospiel-Bereich erinnert mich der Aufbau sehr an Dead by Daylight, bei dem ebenfalls klassische Horrorfilme als Vorlage für die Killer gedient haben, gegen die ihr als taffes Final Girl bestehen müsst.
Ihr könnt in der Kampagne verschiedene Film-Boxen unterstützen, die euch jeweils einen eigenen Killer, eine Location und zwei Final Girls bieten. Die Grundbox enthält dabei nur das allgemeine Spielmaterial und muss mit einer Featured-Film Box kombiniert werden. Euer Spielziel ist es meistens, den Killer zu töten, ohne selbst getötet zu werden. Dazu spielt ihr Aktionskarten aus, würfelt auf Erfolge dieser Aktionen und kauft neue Aktionskarten hinzu. Eure Hauptressource dazu ist Zeit. Zusätzlich könnt ihr jedoch Gegenstände mit Suchaktionen finden, die euch dabei helfen, mit dem Killer fertig zu werden. Neu ist auch das Location-Board, auf dem sich nicht nur das Final Girl und der Killer bewegt, sondern auch noch andere potenzielle Opfer. Eure Aufgabe ist es nebenbei auch noch, diese in Sicherheit zu bringen, denn je mehr der Killer tötet, desto größer wird der Blutrausch und desto angsteinflößender wird er, was euch bei den Würfelwürfen behindert.
Welche Boxen aus der Kickstarter Kampagne von Final Girl ihr in eurer Pledge haben möchtet, könnt ihr frei entscheiden. The Happy Trails Horror lehnt sich an Freitag der 13. an und spielt in einem Sommercamp am See. The Haunting of Creech Manor hat Poltergeist als Vorlage. Carnage at the Carnival erinnert eher an Staffel vier von American Horror Story und spielt in einem Zirkus. In Slaughter in the Groves nimmt im afrikanischen Dschungel ein Killer im Namen der Götter Rache.
Die Pledge-Level der Kampagne richten sich danach, wie viele der Boxen ihr beim Grundspiel dabei haben möchtet. Bei nur einer Box seid ihr mit umgerechnet 33,- EUR dabei, zwei Boxen kosten ca. 51,- EUR und alle vier Boxen ca. 83,- EUR. Wenn ihr statt normaler Meeple lieber Miniaturen haben möchtet, kostet das natürlich ebenfalls extra, was beim All-In Set dann mit stolzen 92,- EUR zu Buche. Hinzu kommen nochmal um die 20,- EUR Versandkosten. Die fertigen Spiele sollen dann voraussichtlich im Mai 2021 bei euch sein. Die Gerüchteküche besagt jedoch, dass Final Girl, wie auch Der Unterhändler auf Deutsch bei Frosted Games erscheinen soll. Unklar ist jedoch, wann das Spiel dort erscheinen wird.
Final Girl bei Kickstarter – Die Kampagne läuft noch bis zum 16. Mai 2020
Canvas
Scrollt man durch die Brettspiel-Kategorie bei Kickstarter, so sticht Canvas von Jeff Chin und Andrew Nerger besonders ins Auge. In dem Spiel betätigen wir uns als Künstler und wollen möglichst gut bewertete Ölgemälde erstellen. Ein Gemälde besteht dabei aus mehreren transparenten Karten, die übereinander gelegt ein Gesamtkunstwerk ergeben. Neben Teilen eines Bildes gibt es dabei am unteren Rand farbige Abschnitte mit Symbolen darauf. Die sind wichtig dafür zu entscheiden, wie die fertigen Bilder bei den Kritikern ankommen. Was bei den Kritikern gerade in ist, wird über die ausliegenden Scoring-Karten bestimmt. Hier kann es zum Beispiel vorteilhaft sein, wenn nur ein Farbkreis vorkommt oder drei gleiche Symbole nebeneinander liegen. Die richtigen transparenten Bildteile dafür bekommt man aus einer Auslage, wo klassischerweise das Erste nichts kostet, nach hinten hin aber immer mehr Inspirations-Tokens kosten. Die legt man dann auf die Karten, die man überspringt. Und wer eine Karte mit einem Token darauf nimmt, der bekommt auch die Tokens, die darauf liegen. Spätestens wenn man fünf Bild-Teile genommen hat, muss man ein Bild zusammenstellen und werten. Nach dem dritten Kunstwerk ist das Spiel beendet.
Den Mechanismus des Card-Craftings mit teiltransparenten Karten kennt man bisher eher von John D. Clairs Spielen wie Mystic Vale, Custom Heroes oder Edge of Darkness. Zu dem kleinen charmanten Spiel Canvas aus dem Hause Road To Infamy Games passt er aber auch sehr gut. Besonders neckisch finde ich, dass sogar der Bildtitel auf zwei Karten-Teilen zusammengesetzt ist und man so ganz individuelle Kunstwerke erschafft. Spannend ist auch der Puzzle-Anteil, welche Karten ich wie kombinieren kann, damit die entscheidenden Abschnitte nicht überdeckt werden. Allerdings bezieht sich das einzig und allein auf den unteren Teil mit den Symbolen, denn darauf kommt es im Spiel an. Was dann oben im Bild-Teil zu sehen ist, ist eigentlich nebensächlich und trotzdem schön anzusehen. Vielleicht sogar mit einem Zwinkern zur Kunst-Szene, denn die Titel und Komponenten der Bilder wirken schon sehr authentisch.
Das Canvas Grundspiel ist in der Kickstarter-Kampagne bereits für 26,- EUR zu haben, mit der Mini-Erweiterung zusammen zahlt ihr 36,- EUR. Wer statt Papptokens lieber Deluxe-Komponenten haben möchte, der ist beim Grundspiel mit 40,- EUR dabei und die All-In Pledge kostet 46,- EUR. Das alles sind überschaubare Preise für ein Brettspiel auf Kickstarter. Dazu kommen dann nochmal ca. 11,- EUR Versandkosten, bis das Spiel dann voraussichtlich im Dezember 2020 bei euch sein wird.
Canvas bei Kickstarter – Die Kampagne läuft noch bis zum 20. Mai 2020
Clinic Deluxe Edition: The COVID 19
Im letzten Jahr erst war die Neuauflage des Strategiespiels Clinic von Alban Viard in einer neuen Deluxe Version auf Kickstarter. Nun hat der Autor eine Erweiterung entwickelt, bei der ihr kooperativ gegen das COVID-19 Virus kämpft. In Clinic COVID-19 Pandemic versucht ihr gemeinsam Patienten zu behandeln und gleichzeitig ein Heilmittel zu entwickeln.
Über das Grundspiel haben wir bereits in unserem Preview-Artikel zur Clinic Deluxe Edition berichtet. Worum geht es aber in der neuen Erweiterung? Bereits zu Beginn legt ihr gemeinsam einen Schwierigkeitsgrad fest, der sowohl auf dem Grad des Lockdowns in der Bevölkerung als auch auf der Ansteckungsrate beruht. Das beeinflusst, wie schnell wie viele Patienten in eure gemeinsame Klinik kommen.
Ärzte und anderes Personal müssen von euch gemeinsam verwaltet werden und diese können sich ebenfalls mit COVID-19 anstecken. Damit wird gesundes Personal im Verlauf der Partie immer rarer, da sich jede Runde Patienten und oder Personal infiziert. Zusätzlich gibt es auch ältere Patienten, die ein höheres Risiko haben, bei einer Infektion zu sterben. Das Ziel der Partie ist es, mehr genesen Patienten zu haben, als Verstorbene.
Das Besondere an der aktuellen Kampagne ist allerdings, dass vom Kauf der Erweiterung für 16,- EUR 10,- EUR gespendet werden. Da Viards Frau Krankenschwester ist, weiß er, wie anstrengend und gefährlich die aktuelle Situation für Mitarbeiter im Gesundheitssektor ist. Das gespendete Geld geht an The Institut Pasteur und The Salk Institut, die sich beide mit dem COVID-19 Virus und der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen beschäftigen.
Zu den Kosten für die Erweiterung kommen nochmal 3,- EUR Versandkosten. Natürlich könnt ihr auch einen Pledge-Level unterstützen, in dem das Basisspiel ebenfalls enthalten ist. Für 115,- EUR plus 15,- EUR Versandkosten erhaltet ihr die Deluxe-Ausgabe mit der Erweiterung aus dem letzten Jahr und inklusive der COVID-19 Pandemic Erweiterung.
Clinic – COVID-19 Pandemic bei Kickstarter – Die Kampagne läuft noch bis zum 31. Mai 2020
Wenn ihr immer auf dem Laufenden sein wollt, könnt ihr auf unserem Blog wöchentlich Previews zu aktuellen Kickstarter Kampagnen lesen sowie euch auf unserer laufend aktualisierte Seite über aktuelle Crowdfunding Kampagnen für Brettspiele bei Kickstarter informieren.